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BLÄTTERN (Apfel 1-100)

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Schnitt und Baumform.

 

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  1. Hochstamm Pyramide.

  2. Zwergstamm Pyramide.

  3. Kurzschnitt und Langschnitt.

  4. Umbildung der Holzaugen zu Blatt- und Fruchtaugen ( Zwergobstanlagen).

  5. Spalierbäume.

  6. Einfache Palmette (Herzstamm).

  7. Candelaber- oder Armleuchter-Palmette (Palmette Verrier).

  8. Schräg gezogene  Guirlandenbaum (Cordon oblique).

  9. Horizontal-Cordons oder Guirlandenbäume.

 

 

Hochstamm Pyramide.

Für Hochstämme ist die beste Form die Pyramide, die eine ebenso sorgfältige Behandlung verlangt, wie die Formen der Zwergobststämme. Zu einer Pyramide gehört ein kräftiger Mittelast und eine Anzahl ziemlich gleichmässig um denselben in pyramidaler Abstufung stehender Aeste. Dieselben dürfen sich nicht zu oft, am besten gar nicht theilen und müssen ihrer ganzen Länge nach mit Fruchtzweigen bedeckt sein. Die Birnbäume sind im Allgemeinen leichter in dieser Form zu ziehen, wie die Aepfel, welche sich bei einiger Aufmerksamkeit aber auch recht gut als Pyramide ziehen lassen.

Wesentlich für die Bildung solcher Pyramidenhochstämme ist, dass man die seitlichen Zweige immer nur über ein nach aussen stehendes Auge schneidet, dass man keine Nebenleitzweige duldet, sondern statt derselben die kräftigeren Triebe durch Schnitt auf Astringe zu Fruchtzweigen umzubilden sucht. Beim Schnitt im Frühjahre muss man auf gute Fortbildung des Mittelastes und auf regelmässige Entwickelung der Seitenäste hinzuwirken suchen. Bei sorgfältiger Kultur, günstigen Bodenverhältnissen, zweckentsprechendem, langem Schnitt tragen solche Pyramiden gewöhnlich frühzeitig und reichlich; sie sind eine grosse Zierde unserer pomologischen Anlagen. Besonders ist darauf zu achten, dass die Entwickelung der unteren Aeste begünstigt wird, so dass die untersten die stärksten bleiben und die oberen allmählich schwächer und kürzer werden.

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Zwergstamm Pyramide.

Für Zwergstämme ist die Pyramide immer die vortheilhafteste Form; die Bäume nehmen einen geringen Raum ein, liefern reichlich gut ausgebildetes Obst und haben eine lange Lebensdauer. Zur Anpflanzung nimmt man kräftige einjährige Veredlungen oder bereits in Baumschulen formirte Bäume. Nach dem Pflanzen muss das Bestreben des Züchters zuerst darauf gerichtet sein, den jungen Baum gut anwurzeln zu lassen, dann durch den Schnitt recht kräftige Triebe zu erlangen. Die jährliche Verlängerung beträgt gewöhnlich 35-45 cm und wird nach der Pflanzung bei gut treibenden Bäumen bis zum 10. oder 12. Jahre beibehalten. Eine bestimmte Regel über die Länge der Seitenäste im Verhältniss zur Höhe des Stammes lässt sich nicht aufstellen; in der Regel verhält sich das Verhältniss der Breite zur Höhe wie 1 zu 3. Man unterscheidet nach ihrem Charakter verschiedene Arten von Pyramiden, die deutsche und die französische. Erstere unterscheidet sich dadurch, dass die Zweige anfangs eine vom Stamm etwas abstehende Richtung erhalten, dann sich aufwärts biegen und eine fast senkrechte Richtung bekommen. Bei der französischen Pyramide stehen die Zweige vom Stamm im spitzen Winkel ab und werden anfangs in dieser Richtung an Stäbchen gebunden. Sie brauchen einen grösseren Raum, als die deutschen und verlangen breitere Rabatten. Die Zweige jedes älteren Jahrganges werden etwa 5-8 cm länger gehalten, wodurch von selbst die pyramidale Form entsteht.

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Kurzschnitt und Langschnitt.

Wenn wir einen Baum beschneiden wollen, so haben wir zunächst zu überlegen, ob kurz (auf Holz), oder lang (auf Frucht) zu schneiden ist. Um darüber zu entscheiden, haben wir folgende Punkte in's Auge zu fassen,

  1. Das Klima und die Lage: in einem warmen Klima und in einer warmen, geschützten Lage ist die Neigung zur Fruchtbarkeit grösser, als in mittelwarmen und kühlen Lagen, wo der Holztrieb vorherrschend ist; im ersteren Fall schneiden wir kurz, in letzterem lang.

  2. Den Boden: ein kräftiger Boden wird unter gleichen, Verhältnissen einen stärkeren Holzbetrieb verursachen, als ein mittel-mässiger; ein leichter und trockener Boden wird mehr die Fruchtbildung begünstigen, als ein schwerer.

  3. Die Unterlagen: Veredelungen auf schwachwüchsige Unterlagen, Johannisstämme, Quitten u. s. w. haben eine vorherrschende Neigung zur Fruchtbarkeit; solche auf Wildlinge treiben mehr ins Holz. Erstere müssen daher kurz, letztere länger geschnitten werden.

  4. Das Alter: bei jungen Bäumen ist der Holztrieb, bei älteren der Fruchttrieb vorherrschend; ältere Bäume werden daher kürzer, jüngere länger geschnitten.

  5. Die Stellung der Zweige: die oberen, senkrecht stehenden Zweige treiben kräftiger, die unteren und wagerecht abstehenden schwächer; man schneidet daher die oberen und aufrechten Triebe länger, die unteren und wagerecht stehenden kürzer.

  6. Der natürliche Wuchs: manche Obstsorten wachsen von Natur stark, andere machen einen schwachen Trieb; erstere schneidet man lang, letztere kurz.

Diese Regeln gelten aber nur da, wo die Bäume vollständig formirt und ausgebildet sind; zu formirende Bäume müssen nach anderen Prinzipien geschnitten werden.

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Umbildung der Holzaugen zu Blatt- und Fruchtaugen (Zwergobstanlagen).

Jeder regelmässige und ausgebildete Sommertrieb trägt an seiner Spitze eine Gipfel- oder Terminalknospe, welche dazu bestimmt ist, im nächsten Jahr den Zweig zu verlängern. Bei uns in Norddeutschland tritt der Abschluss dieses Sommertriebes je nach der Witterung Mitte oder Ende September ein; bei trockener Witterung und magerem Boden am frühesten, bei nasser Witterung und kräftigem Boden am spätesten. In Frankreich ist es anders; bei der um diese Zeit dort herrschenden trockenen und warmen Witterung ist der Trieb bereits Ende August abgeschlossen und das Holz vollständig reif. Es ist nun leicht zu begreifen, dass, wenn wir den Schnitt, der sich auf die Umbildung der Holzaugen zu Blatt- und Fruchtaugen  bezieht und die Fruchtbarkeit herbeiführen soll, nach den in französischen Werken und den deutschen Uebersetzungen angegebenen Zeiten, im August ausführen, ein ganz anderes Resultat, als das beabsichtigte, ergeben muss. Wir schneiden, nachdem bereits im Mai die seitlichen Triebe im krautartigen Zustande entspitzt wurden, die Fruchtruthen Ende September bei dem Kernobst auf 3 bis 4 Augen zurück und erreichen dadurch, dass der nur noch langsam fliessende Nahrungssaft die stehengebliebenen Augen besser ernährt und bei fruchtbaren Sorten theils noch im Herbst, theils im nächsten Jahre in Blüthenaugen verwandelt und das Holz im Ganzen besser reift. Wenn wir nun nach den französischen Angaben, die den dortigen Verhältnissen entsprechen, diesen Schnitt Mitte August ausführen: so erreichen wir gerade das Gegentheil von dem, was wir erzielen wollten; die stehengebliebenen Augen, welche sich zu Fruchtaugen umbilden sollten, treiben ohne Zweifel aus, die für das nächste Jahr so wichtigen Reservestoffe werden wieder nüssig und verarbeitet, eine Menge junger Triebe werden hervorgerufen, die meistens zu Grunde gehen, weil sie nicht mehr ausreifen können. Dieser falsche Schnitt ist nächst der unrichtigen Sortenwahl hauptsächlich daran Schuld, dass die meisten Zwergobstanlagen unfruchtbar sind und zu Grunde gehen.

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Spalierbäume.

Von den zahlreichen Formen, welche man für die Spalierbäume erfunden hat und welche oft keinen andern Zweck haben, als die Werke über Baumschnitt zu illustriren, sind nur die zu empfehlen, welche einfach zu erziehen und leicht zu erhalten sind, dem natürlichen Wüchse des Baumes keinen zu grossen Zwang anthun, bei deren Anwendung man schöne, gesunde und tragbare Bäume erhält und welche dabei auch eine dem Auge wohlthuende und das Interesse für künstliche Formen erhöhende Abwechslung gestatten. Man unterscheidet drei Hauptformen:

  1. Die Palmettenform, bei welcher von einem einfachen oder zweiarmigen, senkrecht in die Höhe gezogenen Hauptaste aus sich die Nebenäste in wagerechter oder schräger Richtung ausbreiten.

  2. Die Gabel oder Fächerform, bei der vom Stamme zwei oder mehrere Hauptäste in schräger Richtung ausgehen, an denen ebenfalls in schräger Richtung die Nebenäste gebildet werden.

  3. Die Candelaber- oder Armleuchterform (Palmette Verrier).

Zur Heranbildung aller Spalierformen pflanzt man am besten ein- oder zweijährige Veredlungen an Ort und Stelle und zieht dieselben selbst. Dabei müssen die einzelnen Etagen immer so weit von einander entfernt gehalten werden, dass sich die an den Zweigen befindlichen Fruchttriebe gehörig ausbilden und ohne einander zu decken, angeheftet werden können. Beim Kernobst genügt 30 -45 cm, beim Steinobst 45 cm, bei den Pfirsichen 50 cm. Man muss besonders darauf sehen, dass die gegenüberstehenden Aeste möglichst auf derselben Höhe sich befinden.

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Spalierbäumen,  einfache Palmette (Herzstamm).

Allen Gartenfreunden kann ich zu Spalierbäumen die einfache Palmette (Herzstamm) empfehlen. Bei Erziehung derselben schneidet man die einjährigen Veredlungen auf 3 gesunde Augen zurück, von denen das obere nach vorn, die beiden anderen nach rechts und links gerichtet sein müssen. Das obere Auge bildet die Verlängerung, die beiden unteren geben die erste Etage. Im nächsten Jahre wird in gleicher Weise ein neuer Mitteltrieb und eine zweite Etage gezogen. Die Aeste vom vorigen Jahre werden so weit zurückgeschnitten, dass man sicher sein kann, die stehengebliebenen Augen werden austreiben. So wird mit der Formirung bis zum 8 Jahre fortgeschritten; der Baum hat dann seine Form erhalten und die Zweige werden gleichmässig mit Fruchtholz besetzt sein. Bei der Doppelpalmette werden zwei senkrecht in die Höhe gehende Hauptäste gezogen, von denen aus sich die Seitenäste entwickeln. Man schneidet einjährige Veredlungen auf 2 Augen und bindet die Triebe in Form eines U senkrecht an. Im nächsten Jahre schneidet man diese Triebe auf ein nach vorn stehendes Auge, um auf jeder Seite einen Verlängerungstrieb und einen Seitenzweig zur ersten Etage zu erhalten. Man zieht auf diese Weise jedes Jahr eine neue Etage, bis die Form vollendet ist.

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Candelaber- oder Armleuchter-Palmette (Palmette Verrier).

Eine der besten Formen für Spalierbäume ist die Candelaber- oder Armleuchter-Palmette (Palmette Verrier). Um dieselbe zu bilden, sucht man die erste Etage 35-45 cm über dem Boden zu erzielen. Zwei dort befindliche gleichstehende Triebe werden sobald als möglich in horizontale Lage gebracht und die Spitzen derselben aufwärts gerichtet, um den Wuchs dieser Zweige zu beleben. Im folgenden Jahre wird zur Bildung der zweiten Etage geschritten. Jede Etage muss beim Kernobst 25-30 cm, beim Steinobst 30-40 cm von der anderen entfernt stehen. Durch langen Schnitt erhält man sehr viel kurzes Fruchtholz und bereits nach 3-4 Jahren reichliche Früchte. Es eignet sich diese Form für das Kern- und Steinobst. Die doppelte Candelaber-Palmette hat zwei senkrecht in die Höhe gehende Mitteläste, von denen aus sich die Seitenäste entwickeln. Für hohe Wände- sind die einfachen Formen, die einfache U-Form und die doppelte U-Form sehr zu empfehlen. Bei der einfachen U-Form wird die einjährige Veredlung auf 2 gegenüberstehende Augen geschnitten und die beiden daraus entstehenden Triebe aufrecht gebunden; die Entfernung der Stämme beträgt 70 cm. Bei der doppelten U-Form werden die zwei Triebe wieder auf zwei Augen geschnitten, so dass vier aufrechte Triebe entstehen; die Entfernung beträgt hier 1 m. Bei allen Formen ist es unerlässlich, dass man die zu bildende Form ganz vollendet an die Wand zeichnet oder auf die Spalierlatten aufträgt, damit ohne weiteres Nachmessen jederzeit zu sehen ist, wo man die Aeste und Zweige zu schneiden, zu ziehen und anzuheften hat.

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Schräg gezogene  Guirlandenbaum (Cordon oblique).

Der schräg gezogene Guirlandenbaum (Cordon oblique) besteht darin, dass dicht mit Fruchtholz bekleidete Stämme von Spindelpyramiden in einem Winkel von 43° angepflanzt und angeheftet werden. Man benutzt diese Form zur Bekleidung hoher Wände, um dieselben schnell zu beziehen. Man verwendet dazu Aepfel, Birnen, Pfirsiche und Weinreben. Die Entfernung beträgt 1 m. Es werden einjährige Veredlungen 30 cm hoch abgeschnitten und ein seitliches Auge zur Fortbildung des Stammes gewählt. Man erzieht auch zweiarmige schräg mit sich kreuzenden Aesten gezogene Guirlandenbäume, welche sehr dauerhafte Einfriedigungen von Gemüsequartieren geben. Die dazu verwendeten Aepfel und Birnen müssen auf schwachtriebige Unterlagen veredelt werden und möglichst von gleichem Wüchse sein. Sie werden als einjährige Veredlungen an ein Draht- oder Lattenspalier in einer Entfernung von 65 cm gepflanzt und 25 cm über dem Boden auf 2 gute sich gegenüberstehende Augen geschnitten und später die erhaltenen zwei Triebe ganz wie zwei schräge Cordons behandelt

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Horizontal-Cordons oder Guirlandenbäume.

Horizontal-Cordons oder Guirlandenbäume nennt man diejenigen Obstbäume, deren Stamm in horizontaler Lage, 30-45 cm über dem Boden hinlaufend, an Draht oder Latten gezogen wird und welcher seiner ganzen Länge nach mit kurzem Fruchtholz besetzt ist. Man verwendet hierzu vorzugsweise Apfelsorten mit kurzem Fruchtholz und auf Quitte veredelte Birnen. Diese Horizontal-Cordons sind eine angenehme, nutzbringende Einfassung, die durch Blüthen und Früchte jedem Garten zur Zierde gereichen. Man braucht zum Anheften der Zweige zunächst einen Drahtzug, welcher 30-45 cm über dem Boden befestigt und durch einen Drahtspanner angezogen wird. An diesen Drahtzug werden die Bäumchen in einer Entfernung von 3 m gepflanzt. Es werden dazu meist einjährige Veredlungen, oft auch bereits formirte Bäume genommen. Die einjährigen werden beim Pflanzen über dem Draht zurückgeschnitten und der Schnitt über zwei Augen ausgeführt, welche gegenüberstehen und rechts und links die Arme bilden sollen; alle anderen Triebe werden unterdrückt. Die beiden entstehenden Triebe werden anfangs in die Höhe gerichtet und je nach der Stärke im Juli oder August niedergebogen und horizontal an den Draht geheftet. Beim Schnitt werden später alle seitlichen Zweige von mittlerer Stärke, wenn sie nicht an der Spitze Blüthenknospen tragen, auf drei Augen, und wenn sie stärker sind, auf Astring geschnitten. Alle Cordons müssen gleichmässig mit kurzem Fruchtholz besetzt sein.

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